Diplomtrainer und Sportheilpraktiker:
"Kraft mit Rad im Flachland?"

 

E-Mail von Herbert am 23.7.1999:
Ich wohne in einer sehr flachen Gegend, weit und breit keine Erhebung, dafür haben wir fast immer stürmischen Wind. Wie kann ich mich trotzdem am Berg verbessern?

 

Hardi:
Hallo,

Bergfahren heißt, eine möglichst günstige relative Kraftausdauer auf höchstem Niveau zu erarbeiten, also: möglichst viele (der Länge des Berges entsprechend) möglichst submaximale Kraftleistungen in der möglichst optimalen Relation zum Körpergewicht (hohe Kraftwerte bei geringem Körpergewicht) erbringen.

Wie kannst Du nun in Deinem Trainingsgelände die Kraftausdauer trainieren? Ganz einfach, indem Du den Wind und die gesamte Übersetzungsbreite nutzt! Vollziehe einfach den Transfer des KmR3-Trainings (siehe E-Mail von Dieter vom 15.7.1999) auf das Flachland.

Also mit hohen Übersetzungen im Sitzen gegen den Wind, u.U. etwas längere Belastungszeiten pro Belastungsintervall (bis 20min), Trittfrequenz und Puls, sowie die Serienmethodik siehe dort, wobei dies dann mit steigendem Trainingszustand wiederum modifiziert werden kann.

Man kann auch den laktatgedämpften Bereich verlassen und die intensivere KmR2-Trainingsform wählen, d.h. kürzere Belastungszeit, gleich hohe Übersetzungen, aber höhere Trittfrequenz, dabei höhere submaximale Pulswerte bis in den Spitzenbereich (SB = Bandbreite von ca. 10 Pulsschlägen um die individuelle anaerobe Schwelle IANS) hinein. Das wäre dann das Erarbeiten der Fähigkeiten an unseren typisch deutschen Laktatbergen bis 5 Minuten Dauer. Vorsicht, stark fordernde Trainingsform!

Oder man wählt, besonders in der Vorbereitungsphase, die KmR4-Form, die Umsetzung der KmR3 auf längere Berge = längere Belastungszeiten. Etwas kleinere Gänge, selbe Frequenz, etwas niedrigere Pulswerte (P140 - 160).

Sehr wichtig ist beim gesamten Kraftausdauer-Trainingsbereich, daß man sich die Fähigkeit einer hohen Trittfrequenz trotz der "großen Mühlen" erhält, das wird oft vergessen!

Weiterhin viel Spaß beim Training, Dein Hardi