Aktuelles: Antwortleserbrief auf www.radsport-forum.de zum Beitrag  "Bravo Otto" - Vorkommnisse in Lohhof vom 14.6.2003

 

In meiner Eigenschaft als Sportlicher Leiter des TSV Unterhaching war ich am vergangenen Samstag selbst beim Kriterium der BC-Klasse in Lohhof und wie die meisten anwesenden Akteure überrascht von der Anwesenheit der iranischen Nationalmannschaft. 

Meines Kenntnisstandes nach gibt es in der Sportordnung des BDR einen ganz klaren Passus, wonach Ausländer ohne Ausnahme der einheimischen A-Klasse zugeordnet werden. Für Angehörige ausländischer Nationalmannschaften sollte diese Regel unisono gelten. 

Meiner Nachfrage im Kampfgericht wurde ein wenig befriedigendes "Ist alles in Ordnung und genehmigt" entgegen gebracht. Ein abendlicher Anruf bei Herrn Bohmann (Ref. Leistungssport BRV) erbrachte, daß tatsächlich sogar eine Sondergenehmigung des BDR von Herrn Altweck mit Hilfe des BRV erwirkt worden war. Leider wurde dies beim Rennen nicht allgemein bekannt gemacht, es hätte vielleicht viel Zündstoff aus der Sache genommen.

Wie sich unser strenger Verband zu einer solchen Blöße hinreißen lassen konnte, bei der so manche schon von "Regelbeugung" bzw. einer "Lex Altweck" sprechen, ist nicht ganz nachvollziehbar. Dies v.a. vor dem Hintergrund, daß in Bayern am gleichen Tag die offene Bayerische Kriteriums-Meisterschaft (ABC) in Bad Windsbach stattgefunden hat. M.E. wäre hier der geeignete Platz für ausländische Nationalfahrer gewesen, ihr Land in sportlicher Hinsicht würdig zu vertreten. 

Herr Altweck hat sich jahrelang in vielerlei Hinsicht um den Radsport verdient gemacht. Daß er seinem heimatlichen Publikum und der hiesigen Szene als iranischer Nationaltrainer die Ergebnisse seiner Arbeit präsentieren will, ist nachvollziehbar. Da reisen aber extra Fahrer von weit her an, um sich noch notwendige Plazierungen zu sichern, gehen näher gelegenen ABC-Rennen extra aus dem Weg und werden so vor den Kopf gestoßen. 

Für mich als Trainer einer Truppe von absoluten Neueinsteigern in den Radrennsport stand v.a. die Risikobereitschaft der Iraner in keinem Verhältnis zum Ereignis. Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen, aber ich glaube, der Sieger hat allein drei Mal eine Bodenprobe genommen, fast ein jeder seiner Mannschaftskameraden litt am Ende des Rennens an der Asphaltallergie, einige haben deshalb wohl auch aufgehört?

Unter den Fahrern machte das geflügelte Wort von den "Tennisbällen" die Runde ("aufditschen" lassen und wieder in die Höhe kommen). Nach Rennende gab es noch einige erregte Szenen beim WAV - alles sehr unnötig und unserem Sport in keinster Weise förderlich. 

Ich halte das Argument, die durch die iranischen Rennfahrer eingefahrenen Prämien würden ja dann praktischerweise wieder an den RC Amor zurückfließen, für zu weit hergeholt. Mich hat nur betroffen gemacht, wie schnell und leicht eine bestehende Regel verbogen werden kann. Als Trainer mit einer Sorgfaltspflicht für seine Athleten haben mich die vielen hirnlosen Stürze erregt, die meine Fahrer zwar nicht unmittelbar zu Boden brachten, aber in der Folge (Auseinanderbrechen des Feldes) zu deren Ausscheiden führte. Stürze gehören zum Radrennen und können immer passieren, aber in dieser Häufung? 

Thomas Hartmann 
Diplom-Trainer im TSV Unterhaching