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Fazit der Saison 2014

12.11.14: Ein Seuchenjahr mit halbwegs gutem Ausgang....
Die Saison 2014 war eine der schwierigsten, seit ich Radsport betreibe. Erst einmal in meiner Karriere habe ich in 2010 (Schlüsselbeinfraktur) eine derart gravierende, massive Sturzverletzung verdauen müssen. Sicher gab es schon Schlimmeres (Tumor, Herzrhythmusstörungen, viele Knieoperationen), die Ursachen waren aber aufgrund ihrer Schicksalhaftigkeit nicht so vermeidbar wie bei einem Sturz - dem stets präsenten, ungeliebten und lästigen Begleiter des Rennfahrers. Zusätzlich traten heuer noch eine ganze Latte an gesundheitlichen Störungen auf.

Von vorneherein war klar, daß die Bilanz aus 2013 mit 30 Siegen und zwei weiteren Podestplätzen schwer zu toppen sein würde. Daß unter den gegebenen Umständen und aufgrund eines beinahe barbarischen Saisonfinales bei nur 24 Starts (2013: 32) doch noch 23 Erfolge (20 Siege bei Einzelstarts, drei Siege in Jahresrennserien) und vier Ehrenplätze zu verzeichnen waren, muß zufrieden stellen.

Übergangsperiode
Im Gegensatz zum durchgängig guten und störungsfreien Wintertraining 2012/2013 verlief schon die Vorbereitung auf dieses Seuchenjahr mit Problemen. Nach dem letzten Rennen der vorjährigen Erfolgsserie hatte ich ein ausgesprochenes Vakuum im Kopf und wollte einfach nur noch abschalten. Der Plan, ab Ende Oktober mittels downhillorientiertem Freeriden einen lockeren, freudvollen Saisonausklang zu schaffen, blieb wieder einmal aufgrund des äußerst wechselhaften Herbstwetters auf der Strecke. So gestaltete ich die Übergangsperiode bis Ende November mit sehr ruhigem Radtraining in den trockenen Witterungsphasen und Krafttraining auf niedrigem Niveau.

Vorbereitungsperiode, allgemein vorbereitender Teil
Mit einem fliegenden Start ging es Anfang Dezember engagiert in die Vorbereitungsperiode. Gerne hätte ich heuer wieder den Großteil meines Ausdauertrainings auf der Skatingloipe absolviert, jedoch meinte es der extrem warme Winter nördlich der Alpen gar nicht gut mit uns. Kaum bis gar kein Schnee machten Skilanglaufen mit normalem Aufwand unmöglich. Das Radtraining war in der nebligen Donauebene bzw. auf den vorderen Höhen des Bayerischen Waldes bei überwiegend naßkalten Bedingungen selten eine Freude, brachte aber den gewünschten Effekt. Viel intensives Krafttraining vorwiegend mit freien Gewichten ließ mich zudem schnell meine gewohnt guten Kraftwerte erreichen.

Die bis dahin optimale Vorbereitung erfuhr kurz vor Weihnachten einen drastischen Unterbruch, als ich mich schwer erkältete und daraufhin wochenlang von einem Reizhusten geplagt wurde. Zu allem Überfluß erwischte ich am Neujahrstag eine Lebensmittelvergiftung, die mir sehr zu schaffen machte. Insgesamt mußte ich bis Mitte Januar im Training zurückstecken.

Vorbereitungsperiode, speziell vorbereitender Teil
Weiterhin wartete ich auf Schnee und als dieser auch im Februar nicht kam, setzte ich mich Mitte des Monats für fünf Tage nach Südtirol zum Skilanglaufen ab. Bei drei Meter Schneehöhe war das Winterfeeling fast ein Schock.

Wieder daheim empfing mich perverser Sommerwinter, der zwar intensives Radtraining ermöglichte, aber die innere Jahreszeitenuhr komplett zum Durchdrehen brachte. Erfreulicherweise kam gerade richtig eine tolle Partnerschaft mit einem Südtiroler Hotel neu zustande, so daß ich mich nach einer kaum trainingseinschränkenden, aber unangenehmen Bindehautentzündung Mitte März für zwei Wochen zum Höhentraining absetzte. Dort absolvierte ich bei herrlichstem Kaiserwetter einen intensiven Grundlagenblock auf der Skatingloipe, aufgelockert durch epische alpine Skieinheiten bei legendärem Firnschnee.

Wettkampfspezifische Vorbereitung
Solchermaßen ganz erfüllt von einem Bilderbuchwinter in Superkurzform nahm ich nach einer kurzen Ruhe- und Festigungsphase Anfang April die normale Trainingsroutine wieder auf. Bei immer noch ungewöhnlich warmer Witterung startete ich mit intensiverem Radtraining in die Wettkampfperiode, die dann auch am letzten Aprilwochenende mit zwei Erfolgserlebnissen sehr motivierend startete.

Trotzdem mußte ich konstatieren, daß ich ein bißchen arg muskulös und schwerer als normal aus der Vorbereitung gekommen war, auch wenn mir die gute Muskelqualität wie gewohnt im Verlaufe der langen Saison zugute kam. Die Erfolge in den ersten Rennen fielen mir ungewohnt schwer, irgendwie kam ich nicht richtig ins Rollen. Erst Mitte Mai, beim Rennen in Wunsiedel, legte ich trotz Nässe und Schlamm einen wirklich überzeugenden Auftritt mit sehr guten Rundenzeiten hin.

Erste Saisonerfolge und Trainingssturz mit schwerwiegenden Folgen
Wie nahe Erfolg und Absturz in unserem riskanten Outdoorsport beieinander liegen, mußte ich schon drei Tage später erfahren. Ganz im Hochgefühl meiner guten körperlichen und fahrtechnischen Form produzierte ich am 21.Mai in einem groben Felsengarten einen sehr schweren Trainingssturz. Bei geringem Balanciertempo blieb ich hängen und überschlug mich heftig. Dabei zerschmetterte ich mir die linke Mittelhand und brach mir an vier Stellen die Rippen. Zwar minimierte mein zerbrochener Helm das Schädeltrauma auf eine satte Commotio, aber es blieben  wochenlange Kopfschmerzen. Erst nach einem zwanzigminütigem Filmriß und anschließender einstündiger, benebelter Heimfahrt auf dem Rad wurde mir die Schwere meiner Verletzungen bewußt.

Die Hand wurde in einer OP mit Kirschner-Drähten und anschließender Gipsschiene sehr gut versorgt, Rippentraumata müssen bekanntlich so heilen. Schon am Tag nach der OP konnte ich in Abstimmung mit den Ärzten mit Spaziergängen und Bergmärschen beginnen, nach kurzer Zeit kam noch Reha-Krafttraining dazu, später wurden aus den Bergmärschen intensive Bergläufe. All dies hatte natürlich nur maximal formerhaltenden Charakter.

Die Knochenheilung verlief sehr schnell, schon nach vier Wochen erfolgte die Metall- und Gipsentfernung und leichtes Rennradtraining wurde mir erlaubt. Dies allerdings war absolut keine Freude, denn aufgrund der starken Handschwellungen kam es zu einem Karpaltunnelsyndrom mit heftigen Irritationen des Medianusnervs. So waren über Wochen die Hand und Teile des Arms taub und ich mußte eine Schiene tragen. Mit intensivster Physiotherapie verbesserte sich der Zustand quälend langsam, bis heute sind meine Finger zeitweise pelzig.

Mühsamster Wiedereinstieg in das Wettkampfgeschehen
All dies ging stark auf die Moral, trotzdem blieb ich im Training mit allergrößter Disziplin dran. Schon sechseinhalb Wochen nach meinem Unfall nahm ich wieder an einem Hillclimb-Rennen teil und gewann meine Altersklasse. Die nächsten drei Wochen brachten zwar Rennerfolge in der Ü50, waren aber unglaublich schwer, da ich parallel auch noch hart trainierte. Verständlicherweise gesellte sich zu den körperlichen Problemen auch noch eine psychische Blockade, besonders bei nassen und schlammigen Abfahrten, an der ich noch bis heute arbeiten muß.

Ende Juli kam die in 2008 überstanden geglaubte Pest in Form von Herzrhythmusstörungen (Vorhofflattern) zurück. Dabei hatte ich ein geradezu unverschämtes Glück: Montagabend Eigendiagnose, Mittwochmorgen Bestätigung durch OSP und Herzzentrum München, Nachmittag Vorbesprechung beim Professor und Freitagmittag schon OP (Ablation) - seither ist wieder Ruhe bei bester Prognose! Nach einer kurzen Phase des Grundlagenausdauertrainings kehrte ich Mitte August mit einer mittlerweile sehr passablen Form in das Renngeschehen zurück und errang sofort wieder einen Sieg.

Unglaubliches Saisonfinale
Um die Saison noch einigermaßen zu retten, startete ich bis Ende Oktober bei allen Rennen, die irgendwie im Kalender zu finden waren. Dies bedeutete jede Menge Reisestress, meist zwei Starts pro Wochenende und hohe Anforderungen an die Regenerationsfähigkeit. Trotz höchster Auslastung steigerte sich die Form immer weiter, so daß ich bei meinen Siegen sogar regelmäßig in den TopTen aller Altersklassen landete. Vom 17.August bis zum 19.Oktober nahm ich an 14 Rennen teil, konnte dabei 13 Mal gewinnen und errang einen Ehrenplatz - und diesen auch nur, weil ich vom laufenden Rennprogramm und insbesondere vom Wettkampf des Vortages total erschossen war.

Trotz der aufgrund des Sturzes vorhandenen, sich nur langsam verbessernden, fahrtechnischen Schwäche hatte ich also einen wirklich tollen Lauf. Leider fanden im Herbst die meisten Rennen auf nassem Geläuf statt, auch im Training herrschten meist schmierige Verhältnisse vor. So fiel es mir wirklich sehr schwer, die Blockade im Kopf bei rutschigen Verhältnissen schnell abzubauen. Mein hohes Sportleralter macht es in dieser Hinsicht sicherlich nicht leichter. Auch derzeit arbeite ich intensiv wann immer möglich an dieser Schwäche - sehr langsam zeigen sich Erfolge. Zwei weitere Stürze in dieser Phase erbrachten eine unangenehme Einblutung im Beckenbereich mit Thrombusbildung, eine äußerst lästige Kleinfingerverletzung und wieder einmal eine Rippenfraktur. Aus Gründen der Symmetrie hatte ich mir diesmal wenigstens die andere Brustkorbseite ausgesucht.

Nach wie vor sind mir die absoluten Leistungsvergleiche wichtiger als diverse Altersklassensiege. Es ist schön zu sehen, daß meine Zeiten oft im Bereich der TopTen über alle Klassen hinweg liegen. Dies spiegelt für mich die eigentliche Leistungsfähigkeit wider und ist mir Belohnung sowie Anreiz genug, um die Härten dieses Sports stets aufs Neue auf mich zu nehmen.

Immer noch bin ich anscheinend in der Lage, dem schleichenden körperlichen Abbau Paroli bieten und meine Leistungswerte stabil halten zu können. Das ist erfreulich, aber die Tendenz der schlechter werdenden Regenerationsfähigkeit in den letzten Jahren beeinflußt den sportlichen Alltag mit der Vielstarterei bei Rennen eher noch mehr. Hier gilt es genau darauf zu achten, wo Aufwand und Ertrag in Dysbalance treten respektive wo aus Lust Last wird. Das brauche ich mir nicht mehr anzutun.

Kein einziger Materialdefekt und Dank an die Sponsoren
Im Gegensatz zur letzten Rennsaison ereilte mich heuer kein einziger Defekt im Wettkampf. Ausnahme war ein Kettenabwurf ohne Folgen im ersten Rennen durch einen selbst verschuldeten, fehlerhaften Schaltvorgang. Mittlerweile habe ich beim Material ein wirklich ausgewogenes, optimales Setup gefunden. Stets funktionierendes Material trug auch nicht unerheblich zur guten Saisonbilanz bei. Hierbei müssen unbedingt meine treuen und phantastischen Sponsoren dankend erwähnt werden, die den Hauptanteil für mein tolles sportliches Umfeld beisteuern!

Warum also Seuchensaison?
Zusammenfassend kam heuer doch allerlei Störendes daher:

Eine schwere Erkältung mit Bronchitis (Mitte Dezember 13 bis Mitte Januar), eine wunderbare Lebensmittelvergiftung (Anfang bis Mitte Januar), eine lästige virale Bindehautentzündung (Anfang bis Mitte März) mit narbig bedingten, bis heute anhaltenden Sehstörungen, der sehr einschneidende Sturz Ende Mai mit multiplen, schweren Verletzungen, OP und anschließendem Karpaltunnelsyndrom mit noch aktuellen Beschwerden, Herzrhythmusstörungen mit Ablation (Ende Juli bis Mitte August), im September eine Fingerkapselverletzung, eine Thrombose im Beckenbereich und eine erneute Rippenfraktur. Die Liste imponiert und nervt. Ich mußte stellenweise schon das Maximum an psychischer Kraft investieren, um überhaupt am Ball zu bleiben.

Ausblick
Es gilt, in den nächsten Wochen eine vollständige Regeneration herbeizuführen. Grundsätzlich betreibe ich diesen Sport weiterhin sehr gerne. Insbesondere der Reiseaufwand anläßlich der Wettkämpfe ist allerdings kaum mehr zu akzeptieren. Die Tolerierung des Stresses im Dasein eines Rennfahrers ist nach so vielen Jahren Karriere auch ein immer größer werdendes Problem. Dagegen bereitet mir das umfangreiche und intensive Training nach wie vor Freude. Gefährdung und Sicherheitsaspekte in Rennen und Training wollen zunehmend bedacht werden. Über den materiellen Aufwand, die fast vollständig ausgefallene pekuniäre Unterstützung durch Sponsoren und die fehlenden Preisgelder bei den Rennen möchte ich gar nicht mehr nachdenken geschweige denn reden.

In nächster Zeit werde ich zusammen mit meiner Partnerin entscheiden, ob und wie es bei mir weitergeht. Selbstverständlich werde ich sofort informieren. Das Erreichen der Schallmauer von 200 Karrieresiegen (aktuell 185) könnte ein Ziel sein. Egal ob Rennfahrer oder Freizeitsportler mit Freeride-Ambitionen, ich werde dem Faszinosum MTB immer verbunden bleiben. Sport frei!

 

Saisonbilanz 2014:

23 Siege, 4x Zweiter, 1x TopTen. Teilnahme an 24 Rennen, keine Defekte, immer im Ziel.
26.04.14: 2.Platz XCO Asch/CZ
27.04.14: Sieg XCO Schneckenlohe
01.05.14: Sieg XCO Abensberg
03.05.14: Sieg XCO Böbrach
11.05.14: Sieg XCO Nova Pec/CZ
18.05.14: Sieg XCO Wunsiedel
06.07.14: Sieg Hillclimb Waldkirchen
12.07.14: 2.Platz XCO Zadov/CZ
19.07.14: Sieg XCO Hof
27.07.14: Sieg XCO Deggendorf
17.08.14: Sieg XCM Schöneck
24.08.14: 4.Platz Berg-XCM Abersee/AUT
31.08.14: Sieg XCM Schneckenlohe
06.09.14: Sieg XCO Redwitz
07.09.14: Sieg XCM Aurach
13.09.14: Sieg XCM Wettstetten
14.09.14: 2.Platz XCO Stammbach
20.09.14: Sieg XCM Eibenstock
21.09.14: Sieg XCO Scheßlitz
28.09.14: Sieg XCO Gottersdorf
03.10.14: Sieg XCO Wartenberg
04.10.14: Sieg XCM Strasice/CU
12.10.14: Sieg XCM Spiegelberg
19.10.14: Sieg XCM Riedlingen-Daugendorf

Erfolge in Jahresrennserien:
Sieg Cube-Cup 2014
Sieg Alpina-Cup 2014
Sieg Sparkassen-Cup 2014
2.Platz Südböhmen-Cup 2014

Stand 19.10.14:
1.188 Rennen gefahren
185 Siege
(seit 1978)