Aktuelles: Brief von Jörg Bucher an den RV Sturmvogel (14.9.1999)

 

Liebe Vorstandschaft bzw. lieber Autor,

Es freut mich sehr, dass auch Ihr Eure Sichtweise zum Fall TH mal öffentlich gemacht habt, denn man war ja bisher ausschließlich auf Thomas Sichtweise angewiesen. Ich fragte mich schon langsam, was für Gründe Euch bewegen mögen, seine aus Eurer Sicht vermutlich subjektive = einseitige Sichtweise einfach so unkommentiert stehen zu lassen ??

.............. (auszugsweise Veröffentlichung aus Hardis Tagebuch) .............

Noch ein paar Anmerkungen:

Nachdem über Hardis Sperre auf den Rennen viel gemunkelt wird und auch im Bayernsport mehrmals öffentlich zu lesen war, aber unüblicherweise keine Hintergründe dazu genannt wurden, war nicht nur ich der Meinung, daß es wichtig ist, auch diese zu erfahren.

Mit meiner auszugsweisen Veröffentlichung aus Hardis Tagebuch bzw. Hinweis auf sein Original wollte ich meinen Beitrag dazu leisten, dieses Infodefizit zu beheben und habe seit 3 Monaten immer wieder darauf gehofft, dass Ihr auch Eure Sichtweise einbringt, was ja nun geschehen ist.

Dass ich dabei auch meine persönlichen Eindrücke und Empfindungen zu dem mir vorliegenden Informationen beschrieben habe, sehe ich als legitim an, da der Fall TH persönliche Erinnerungen in meiner eigenen Radsportvergangenheit wachgerufen hat, als ich 1989 in Passau wegen meinem Greenpeace-Trikot ähnliche Querelen durchzustehen hatte.

Im wesentlichen deckt sich ja Eure Sichtweise zumindest in der Chronologie der Ereignisse mit der von Thomas, auch wenn er noch ein paar weitere Details darstellt, auf die Ihr jetzt nicht eingegangen seid?

Was mir in diesem Fall rein strategisch, taktisch allerdings nach wie vor absolut unklar ist, wieso Ihr ihm nicht von Anfang an INITIATIV zur Hand gegangen seid, bei der Umsetzung seiner an für sich zwar ungewöhnlichen, aber interessanten Idee? Ihr hättet doch bei gemeinsamen Erfolg nur wahnsinnig profitieren können?

Gerade wo doch auch Ihr mit Sicherheit Hardi gut kennt und wisst, dass er kein einfach zu handhabender und ein schwieriger Mensch sein kann, der auch stark von seinen plötzlichen Emotionen geleitet wird, mit denen er sich ja auch immer wieder schon selbst im Weg stand. Aber bei seinem sportlichen Kaliber hätte ich doch als Vereinsfunktionär ALLES von Anfang an getan, ihn - den nun mal emotionalen absoluten Nichtjuristen - entsprechend zu managen und ihm den Weg zu ebnen.

Ihr schreibt zwar so schön:

> Es tut uns leid, daß es so weit kommen mußte, aber ER hätte letztlich alles durch rechtzeitiges Handeln vermeiden können. <

(Dieser Satz kommt mir sehr bekannt vor, aus Erfahrungen mit BRV-Verbandsfunktionären aus dem Herbst 1997!!!)

Es hätte - wie gesagt - doch auch Euer wirkliches HANDELN und nicht nur REAGIEREN sein können!

Einen Sportler mit einer Startsperre in seinem Lebensnerv - im Fall TH sogar besonders - zu treffen, ist für mich nur ein letztendlich für alle Seiten hilfloses und unproduktives REAGIEREN, wenn das professionelle AGIEREN längst versäumt wurde und das bei einem so großen Verein, wie Ihr es doch seid ! Hardi ist doch in erster Linie Sportler und nur in zweiter Linie wohl notgedrungen sein eigener Manager.

Dies gilt auch für die zweite Sperre, es ist doch so einfach und bequem und bedarf so wenig Phantasie und Geschick, auf diesen Knopf zu drücken. Versteht mich bitte nicht falsch, auch ich werte seinen Tagebucheintrag vom 2.9.99 - vorbehaltlich meiner Unkenntnis über die Vorgeschichte dazu - als eine für Hardi selbst unproduktive Provokation. Er ist zwar ein erwachsener Mensch, aber ich werde das Gefühl nicht los, daß Ihr direkt darauf gewartet habt, bis er die Kontrolle über seine Emotionen kurz vor seinem Heimat-Grandprix wieder verliert ("etwas ausflippt"), um dann als quasi "Beleidigte" ihn wieder mit einer überzogenen Strafaktion überziehen zu können ?

Die Sperre auf das eine Vereinskriterium beschränkt, wäre aus meiner Sicht okay gewesen, weil ja in erster Linie tatsächlich dort das Image Eures Vereins auf dem Spiel stand, aber so versaut Ihr ihm zwar die restliche Saison, habt aber weder einen Nutzen noch Schaden davon.

Erzieherisch, moralisch gesehen, erinnert mich das eher an den hilflosen Versuch des Fernsehverbots, wenn ein Kind einen Sechser aus der Schule nach Hause gebracht hat. Mit dieser Methode wird man das Kind nicht davon abhalten, weitere Sechser nach Hause zu bringen.

Betrachtet meine Anmerkungen bitte als konstruktive Kritik.