Aktuelles: MTB-Etappenrennen Trans-Schwarzwald 2009, 09.-15.08.09

 

08.08.09: Anreisetag
Die Vorbereitung auf die TSW gestaltete sich ausgesprochen stressig. Nachdem mir bei meinem Sieg in Zadov/CZ letzten Samstag wieder die Hinterbauschwinge gebrochen war, mußte ich beim Hersteller etwas rigoros werden, um für den Fall der Fälle zwei Ersatzschwingen zu bekommen. Vorgestern war dann der Hinterbau endlich wieder montiert.

Parallel dazu ergab sich Anfang der Woche plötzlich ein Problem mit den Bremsen - die Hebel gingen nicht mehr auf Nullstellung zurück. Über den deutschen Service ging nichts, Händler im Umkreis konnten auch keinen Support liefern, erst ein befreundeter Rennfahrer (Danke, Thomas!) konnte helfen. Die dann zu langen Leitungen konnte der FXX-Mechaniker vor Ort noch sehr zeitaufwendig vor dem Rennen kürzen.

Die Anfahrt von München zur Teamzentrale des FXX-Rennteams, dessen Gastfahrer ich für diese Rundfahrt war, gestaltete sich staubedingt langwierig, dann mußte noch umgepackt werden, bevor ich das zweite Teamfahrzeug im Konvoi nach Pforzheim steuerte. Ich half dann noch den Stand auf dem Expo-Gelände aufzubauen, bevor ich für zwei lockere Stunden auf das Bike ging. Die anschließende Akkreditierung verlief problemlos.

Die Nacht vor dem Rennen verbrachte ich ausnahmsweise im Team-Wohnmobil. Aufgrund eines einsetzenden Gewitters mit Starkregen wurde es sehr unruhig, heiß und schwül. Erholsamer Schlaf sieht anders aus.

 

09.08.09: TSW-E1, Pforzheim - Bad Wildbad, 70km/1.840Hm
Mitnichten ausgeschlafen ging es erst einmal bei wieder schönem Wetter in das Frühstückszelt. Danach waren die Lebensgeister erwacht und die direkten Rennvorbereitungen begannen. Mittlerweile waren auch die drei weiteren Teamfahrer und ein zusätzlicher Mechaniker eingetroffen, die Mannschaft um FXX-Teamleiter Florian Dobner also komplett.

Nach einem kurzen Warmfahren mußte ich mich als Einzelfahrer hinter allen Teamfahrern im Startblock B aufstellen. Schon in der Neutralisation über 8km quer durch Pforzheim gab es ein nervöses Geschiebe und Gedrücke, denn jeder wollte nach vorne, obwohl eigentlich ein Motorrad für die Aufrechterhaltung der Trennung sorgen sollte - das ging in die Hose.

Außerhalb Pforzheims wurde bei schwülen Regenwaldbedingungen zum scharfen Start nochmals 10min angehalten. Ich hatte meine Position etwas verbessert, sofort nach dem Start gab es aber einen Stau und wieder galt es zu kämpfen. Über einige leichte Wellen und flaches Gelände kam ich schließlich ganz nach vorne. Nach einigen schlammigen Trails zog sich das Feld auseinander, ich konnte mich immer noch vorne behaupten. Schließlich ging es in einen sehr steilen, dornigen Trail und es kam zu einem Riesenstau und einem gemütlichen Fußmarsch nach oben mit anschließender Hetzjagd. Nun war endgültig alles sortiert und ich immer noch weit vorne.

Da wollte ich auch bleiben und krallte mich mit aller Macht fest, denn ein Sieg bei den Masters lag in Reichweite. Trotz aller Routine begann ich zu spät zu essen und zu trinken, so daß ich im weiteren Verlauf einen totalen Einbruch erlitt, aber nicht locker ließ. Langsam begann ich alles doppelt zu sehen und die letzte Abfahrt mußte ich mit Hirn nehmen. Im Ziel war ich total tot. Bei meinem 10.Platz bei den Ü40 handelte ich mir 10min Rückstand auf den Mastersieger ein - wie viel mehr wäre heute möglich gewesen, da ich auf meine ehemalige Gruppe noch 13min verlor!

Nach Aufräumen, Besprechung, Feedback bei den Mechanikern und Fahrt zu einer netten Pension ging es zum Abendessen der Organisation. Anschließend leistete ich mir kostenpflichtig wie jeden Abend eine Massage, die ich auch dringend nötig hatte. Morgen steht die Königsetappe an - au weia!

 

10.08.09: TSW-E2, Bad Wildbad - Bad Rippoldsau/Schapbach, 88km/2.650Hm
Nach einer kurzen und schlecht durchschlafenen Nacht mit vielen Gewittern und Regen stand ich schließlich im Nieselregen am Start zur Königsetappe. Wie ab jetzt immer stellte sich unser Team rigoros in den Block A, um das zeitaufwendige Umfahren von Turnschuhen bei gleichzeitiger Minimierung unserer Chancen zu eliminieren - ganz nach dem Beispiel der direkten Konkurrenz!

Es ging sofort lange bergan. Wie zu erwarten, hatte ich mich gestern komplett weggeschossen und die Beine waren entsprechend. Schadensbegrenzung und optimale Einteilung der wenigen Körner war angesagt, dies gelang soweit ganz gut. Die Trails waren recht schlammig und waren mit Auge und Hirn zu fahren.

Wie immer bei dieser Rundfahrt ging es nur bergauf und bergab, die Anstiege waren endlos und es gab auch lange Schiebepassagen. Ich war in guten Gruppen und gab das, was ich konnte. Insgesamt war es jedoch ein sehr schlechter Tag für mich. Gestern hätte ich um den Sieg mitfahren können, heute kassierte ich auf den Ü40-Sieger 30min und belegte den 12.Platz in dieser Konkurrenz. Abends war ich deprimiert, wollte nur noch essen, massiert werden und ins Bett.

 

11.08.09: TSW-E3, Bad Rippoldsau/Schapbach - Wolfach, 74km/2.300Hm
Trotz eines Einzelzimmers hatte ich mich in der Nacht nur herumgewälzt und kaum geschlafen. Das Warmfahren verlief bei wieder gutem Wetter katastrophal, seltsamerweise blieb ich ganz ruhig. Ich startete ganz vorne, fand einen guten Rhythmus, verwendete kleine Gänge und kam in gut rollenden Gruppen unter. Leider war meine Schaltung schlecht justiert und ich mußte drei mal kurz vom Rad, was jedoch nicht so viel Zeit kostete.

Ich konnte gut durchrollen auf dieser wiederum sehr schweren Etappe und war endlich einmal nicht so fertig im Ziel. Die Taktik "durchrollen, Rhythmus finden, Spaß haben und sehen, was herauskommt" scheint mir die richtige für die nächsten Etappen. Heute war es jedenfalls der 7.Platz in der Ü40 mit 10min auf den Sieger.

Die leicht schmierigen, langen Trails im Finale bergab waren mit Auge zu fahren und endlich war ich mit meinem Fully mal ganz in meinem Element. Von meiner großen Gruppe konnte mir keiner folgen, ohne zu stürzen. Ein etwas besserer Tag für mich und ich genoss die Massage nach dem Essen und vor dem Schlafengehen.

 

12.08.09: TSW-E4, Wolfach - Schonach, 55km/2.260Hm
Kurz, aber knackig, so das heutige Motto von Datasport, dem Ergebnisdienst mit den täglichen SMS an die Teilnehmer. Nach Einnahme einer Schlaftablette schlief ich heute 9 h, fühlte mich jedoch am Morgen wieder arg kraftlos. Die ewige Ballerei am Limit hinterließ doch deutliche Spuren. Bereits auf der Startrunde mit 3,5km und 100Hm bekundete ich arge Schwierigkeiten. Danach kam es - wieder einmal - zum Massenstau mit anschließendem Spaziergang im Singletrail bergauf, irgendwie ein Lieblingsthema des Veranstalters, sehr zum Unwillen aller Rennfahrer.

Diesmal war es ein umgestürztes Führungsmotorrad, das alles aufhielt. Irgendwann ging es dann endlich mal weiter und wir konnten die zwei langen Berge mit Zielbergankunft in vollen Zügen genießen. Endlich war auch mein Wetter angekommen, brütende Hitze liebe ich ja. Dasselbe kann ich von einer nerv- und krafttötenden dauerschleifenden Bremse nicht sagen, daran lag es sicher nicht, daß ich heute wieder etwas weiter hinten rumturnte.

Insgesamt war der 9.Platz bei der Ü40 einigermaßen OK, der Rückstand auf den Klassensieger mit 20min jedoch zu viel. Mit meiner Form bergauf bin ich nicht unzufrieden, die schwachen Startphasen verderben mir jedoch sehr viel. Und die schlechten Nächte tragen sicher auch nicht zu einer guten Performance bei. Die tägliche Massage wie auch heute wieder hilft.

 

13.08.09: TSW-E5, Schonach - Engen, 112km/1.910Hm
Die Nacht war einigermaßen OK gewesen, die Beine waren es beim Warmfahren nicht. Dieses wurde auch nochmals hektisch, denn ich bemerkte einen Gewebebruch im Vorderreifen. Nach 10min hatte ich einen neuen UST-Reifen samt 30ml Latexmilch aufgezogen und versuchte mich auf diese meine Etappe zu konzentrieren - wenn überhaupt, dann diese! Lang, windig, sehr schnell und etwas weniger Höhenmeter sollten etwas für einen Roller wie mich sein.

Davor stand jedoch der lange Startberg mit 150Hm und an diesem wollte ich erst einmal sterben, nachdem ich schon beim Start durch einen Sturz aufgehalten wurde. Es ging nichts und ich quälte mich in eine Gruppe hinein. Dann lief der Diesel und ich raste nach vorne, bis ich recht schnelle Mitstreiter fand. In dieser großen Gruppe mußte ich feststellen, daß Biker von Windkanten und belgischen Kreiseln wenig wissen, trotzdem aber alles investieren. Ich ließ mich von meinem Platz an der Sonne niemals verjagen, konnte Kraft sparen und jegliche Spaltungen nach vorne mitgehen. Auch am Berg ging es gut.

Die Durchschnittsgeschwindigkeit war horrend hoch, aber es ging mir gut. Leider warf ich dann am Fuß des letzten langen Berges die Kette ab, schaffte zwar nochmals den Anschluß, nicht jedoch die Tempoverschärfung oben hinaus. Später rollte ich Abgeplatzte auf und so blieb das Tempo sehr hoch, der Schaden durch den Kettenabwurf betrug etwa 1min im Ziel, das ich recht breit erreichte.

Es blieb zwar nur der 11.Platz bei der Ü40 bei angemessenen 12min Rückstand auf den Klassensieger, der 10.Rang in der Gesamtwertung scheint aber nun zementiert: bei 8min auf den 9. und 11min auf den 11. scheint nicht mehr viel zu gehen. Abends nach der Massage entdeckte ich dann noch mehrere Gewebebrüche im Hinterreifen, was mir und dem Mechaniker morgen früh noch etwas Unruhe bereiten wird.

 

14.08.09: TSW-E6, Engen - Grafenhausen, 70km/1.680Hm
Leider nach einer wiederum sehr schlecht verbrachten Nacht zogen Mechaniker Tobi und ich vor dem Start nochmals einen neuen UST-Reifen auf. Nachdem hier nur leicht rollende Profile gefragt waren, mußte ich auf eine Freerider-Version in 2.25 Zoll und mit 800gr (statt vorher 640gr) zurückgreifen, nicht gerade eine Rakete bergauf. Und es wurde nochmals sehr, sehr schwer. Der Start bergauf (wie sonst?) gelang ganz gut, dann wieder die Veranstalterspezialität nach 2km: Stau im steilen Wiesen-Trail.....

Ich erwischte eine gute Gruppe, die sich im Rennverlauf leider ziemlich unrhythmisch auseinander fuhr und sich im Finale in ihre Einzelteile zerlegte. In einer großen Gruppe sparte ich Kraft, überstand einen Hänger in der Rennmitte und konnte den langen Finalberg mitgehen, wo wir die meisten meiner ehemaligen Fluchtgefährten wieder sahen.

Ich legte heute nicht alles hinein, um für die morgige, schwere Schlussetappe noch etwas Kraft zu sparen. Es soll sehr heiß werden und nochmals arge Rampen haben. Heute gab es den 10.Platz bei der Ü40 und 15min Rückstand auf den 41-jährigen Klassensieger, der allerdings klar in einer anderen Liga fährt. Immer noch bin ich ziemlich sicherer Gesamt-10. und das will ich auch bleiben.

Nach dem Zieleinlauf auch heute wieder der übliche Ablauf: die erste Erschöpfung ablegen, viel trinken und essen - soweit möglich - dann Feedback mit den Mechanikern und Fahrt ins Hotel. Dort Körperpflege und kurze Ruhe, anschließend zum Abendessen der Rennorganisation, Massage und Bett. So ein Tag geht sehr schnell vorbei.....

 

15.08.09: TSW-E7 (Finale), Grafenhausen - Murg/Niederhof, 83km/2.055Hm
Nach einer schlafmittelunterstützten guten Nacht mußte ich heute morgen absolute Kraftlosigkeit konstatieren. Die Fahrt in die Heimat von Sabine Spitz war für mich eine Schinderei ohne Ende, hieß dranbleiben mit allem was geht. Schlechter Start, böse Rampen und große Hitze, Quälen bis Blut kommt, das waren die heutigen Eckdaten.

Trotz einem 8.Platz in der Ü40 und einem "normalen" Rückstand von 21min auf den Klassensieger schaffte ich es zu meiner großen Enttäuschung nicht, den Gesamtzehnten zu halten. Mein Konkurrent "flog" heute ganz untypischerweise auf den 4.Platz und nahm mir 11min ab! Ich lag nach dem Rennen minutenlang im Schatten völlig erschöpft am Boden und konnte es nicht glauben. So ist der Sport......

Zusammenräumen, essen und viele Auto-km über Basel - Karlsruhe - Ludwigsburg - Filderstadt nach München waren die nächsten Programmpunkte. Um 2400 Uhr lag ich völlig Banane im Bett. Die nächste Woche fahre ich nur zum Badesee und zurück, das schwöre ich!

(Fotos)