Aktuelles: MTB-Trainingslager La Palma (27.2.-17.3.07)

(alle Fotos)

 

27.2.2007: Abflug nach La Palma
Der gestrige Montag vor unserem Abflug (und eigentlich auch das WE vorher) war sehr stressig, da noch alles vorzubereiten war. Irgendwie besiegte ich die Zeit und zog sogar noch einen vorabendlichen Check-in durch, dann mußte allerdings noch eine Nachtschicht mit Beruflichem eingelegt werden. So kamen leider nur 3 h Schlaf zusammen.

Heute war es dann entspannt: am Airport gleich zur Sicherheitskontrolle, Bordkarten hatten wir schon. Der Flieger holte 30min raus, weil er das 11er nicht herausnahm. Das wiederum bedeutete längeres Warten auf unseren Taxler in La Palma, der sich dann eines sehr sportlichen Fahrens befleißigte und uns bald mehrere Unfälle bescherte. Das Appartement hier in Los Llanos ist OK, sauber und groß, nur der Boiler mit 15 l Wasser ist winzig, Sparduschen ist angesagt! Räder montiert, dann gleich los: 2,5 h und 1100 Hm alles auf Asphalt zum Kraterrand, das war trotz gemäßigtem Tempo anstrengend. Abends waren wir mit anderen Bikern nett beim Essen.

 

28.2.2007:
Nach dem Stress der letzten Tage schliefen Martina und ich ewig. Dann frühstückten wir mit den anderen Bikern (darunter auch ein paar äußerst nette Guides!), anschließend Rädertuning, mittags ging es dann los. 3 h in den Krater und ewig hoch, alles auf Rhythmus und G2 wie gestern, also eher easy. Die Natur hier ist einfach einmalig! Mein Dämpfereinstellknopf verabschiedete sich irgendwo und ich hoppelte wie ein springender Hase zu Tal - ungut! Einmaliges Skypen in die Heimat und etwas Nachtarbeit brachte vollkommene Reparatur. Abends gingen Martina und ich dann gemütlich Pizzaessen.

 

1.3.2007:
Am letzten Tag des ersten Dreierblocks erstmalig mehr Geländeanteil. Lange Anstiege, Aschefelder, sehr nette, nur etwas fordernde Abfahrt, dann allerdings nochmals ein Höhenmeter-Burnout, bevor es dann im freeeeeeien Fall zurück nach Los Llanos ging (4 h).

Heute Waschtag, man kann kostenfrei eine Waschmaschine benutzen. Dafür ermangelt es etwas an Kleiderbügel - billige deutsche Bügel einführen hilft! Und ein Minilexikon, sonst ist die Verständigung schwieriger.

Die Abrisskanten werden jetzt schon brutal, weil doch sonnenverbrannt - hoher Schutzfaktor vonnöten! Bin tieftraurig, daß mein Freund Sven nicht kommt, da technisch hier wirklich alles, aber auch ALLES geboten wird! Das hätte ihm gefallen. Gruß auch an Chris - hast einen Fehler gemacht, zu Hause zu bleiben.

 

2.3.2007:
Nach dem ersten Dreierblock gab es heute ein gutes Stündchen Kullern im KB - nur leider gibt es hier nichts Flaches! Also hinunter ans Meer nach Puerto Tazacorte, dann wieder 500 Hm hinauf, locker getrampelt. Das Wetter ist seit unserer Ankunft wolkenlos, angenehm warm, in der Sonne auch heiß. Wir sind hier am nördlichen Wendekreis, entsprechend aggressiv ist die Sonne. Habe mich leider schon etwas verbrannt. Heute Abend treffen Karsten und Manuel ein, jetzt geht es wirklich richtig los!

Kuriosum am Rande: hier gibt es keine Kläranlagen, alles versickert im porösen Vulkangestein, was auch sehr gut funktioniert, aber Papier darf nicht in den pozo negra!!! D.h., daß Du dein gebrauchtes WC-Papier in einen Eimer füllen mußt, welcher über den normalen Müll entsorgt wird, sehr ungewohnt anfangs.

 

3.3.2007:
Heute starteten wir zu viert: Karsten und Manuel sowie die Hartmänner. Fuhren auf der Straße zur Südspitze und surften dort den weltberühmten Lavasand-Trail (bis zu 30% Gefälle!) ab: Wampe auf den Sattel, Gesäß maximal  nach hinten verlagern, möglichst null VR-Bremse, VR gerade halten und einfach laufen lassen! Steuern/surfen über Gewichtsverlagerung! Fun pur über 700 Hm downhill. Anschließend vom Meer auf der Straße wieder hoch.

Manuel ist leicht krank und fuhr dann mit Martina heim, Karsten und ich gingen dann noch ein Höllenteil (Bestandteil des Marathons) hoch und wagten uns dann an einen weiteren Trail Marke Bike´n Fun. Dabei wurden wir von einem verblockten, brockigen und supersteilen Grenzwertteil mehr als überrascht, der Spaß mündete z.T. in einen Überlebenskampf. Nach einer kurzen Bodenprobe von Karsten ging es dann im freien Fall in die Heimat - Bremsbeläge ade! 5 h und anstrengend!

 

4.3.2007:
Martina wählte heute zum Entmüden eine Asphaltrunde und baute alleine dann noch auf 4 h aus. Karsten, Mani und ich wählten einen Brutalo-Uphill von der Haustüre weg hoch auf den Kraterrand: gut 1000 Hm in 1 h und Steigungen bis 30%! Nach Teilabfahrt, erneuter Passauffahrt auf die Cumbre Nueva und dem anschließenden Ritt ins Gelände war unser Kränkelnder etwas durch. Ein übler Downhill, der auch im Rennen gefahren wird, ließ die Moral allgemein etwas sinken. Anschließend machte Karsten noch die 6 h, ich die 5 h (weitere 400 Hm) voll, Manu rollte heim ins Bett.

 

5.3.2007:
Ein Tag sommerlicher als der andere, die Sonne brutzelt richtig! Manu ließ es heute gemütlich angehen. Karsten, Martina und ich wählten erneut einen Uphill auf Asphalt (1200 Hm), um dann in weitere Teile des Marathons einzusteigen: Martina die Kurzstrecke, Karsten und ich die Langstreckenanteile. Dabei wurden wir wieder einigermaßen still.... Hier wird was abverlangt! Karsten gab sich anschließend auf der Straße die 6,5 h. Martina und ich trafen uns wieder auf der Straße und finishten oberbreit die 5 h. Morgen Ruhetag!

 

6.3.2007: Ruhetag
Nach dem anstrengenden Dreierblock von bei mir immerhin 5 h pro Tag und straffer, sehr bergiger Fahrweise nutzten Martina und ich die Zeit, um einmal hinunter an einen ruhigen Flecken am Meer zu radeln, dort den tosenden Wellen, den Geckos und dem Wolkenspiel zuzusehen und billig hervorragenden Fisch zu essen. Leider mußten wir dann wieder 350 Hm mit vollem Bauch bergauf!

Manuel geht es leider immer noch nicht gut, er ist schwer erkältet und nach heutigem Stand der Dinge nimmt er am Sonntag nicht am Marathon teil. Um Karsten muß man sich keine Sorgen machen, der ist immer gut drauf! Martina entwickelt sich gut, meinereiner ebenso, sofern der subjektive Eindruck nicht täuscht.

 

7.3.2007:
Heute gab ich es mir richtig! Nach dem immer notwendigen 1200 Hm Asphalt-Uphill nahm ich den größten Teil des Marathons unter die Räder. Der teilweise tiefe Sand ist bergauf sehr kräftezehrend und läßt einen in den Abfahrten übelst schwimmen. Sehr brockige Vulkangestein-Downhills fordern den ganzen, mutigen und stets konzentrierten Rennfahrer.

Nach insgesamt 7 h rollte ich völlig ausgedörrt von der Sonne, unfähig, den Fuß vom Gas zu nehmen, im totalen Adrenalinrausch zu Hause ein. Auch Martina brachte mit 5,5 h ein Riesending, über Karsten muß man nicht reden, unter 6 h deutet er als Schwächeanzeichen! Auch Mani steigerte heute und fühlt sich gut!

 

8.3.2007:
Nach den vielen Geländeritten hatte ich heute keine Lust mehr auf Geländehoppelei, außerdem war ich völlig breit von gestern. So fuhr ich in verhältnismäßig ruhigem Tempo aber doch straff auf den höchsten Punkt der Insel, alles auf der Straße. 2430 Hm in fast einem Zug auf den Roque de los Muchachos sind allerdings kein Kinderspiel. Die wunderbare Natur im Norden der Insel und auf dem Berg, sowie die rasende Abfahrt entschädigten für alles.

Meine kleine Frau kämpfte bei deftigstem Wind 3 h, Manu wird wieder gesund: 4 h. Karsten fuhr meine Strecke, sogar mit ein paar Extra-Hm, startete aber früher.

 

9.3.2007: Absoluter Ruhetag!
Aufgrund der unmittelbaren Rennvorbereitung für übermorgen sowie wegen allgemeiner Matschigkeit gönne ich mir heute einen absoluten Ruhetag. Ausruhen, etwas Materialpflege, Lesen, Leben genießen............

Ansonsten bereitete sich das Team individuell auf das Rennen übermorgen vor.

 

10.3.2007:
Karsten, Manuel und ich gaben uns heute die Vorbelastung für morgen. Erst fuhren wir 1 h straff auf welliger Straße zum morgigen Start, dann erkundeten wir noch im Fast-Renntempo die Strecke der ersten guten Rennstunde. Dabei war nach 45min Kletterei ein kniffeliger, brockiger und rutschiger Downhill nach Jedey zu bewältigen und Karsten ließ es sich nicht nehmen, eine Bodenprobe zu nehmen. Nachdem hier also kostbares Blut vergossen wurde, sonst aber kaum Materialschwund stattfand, ging es downhillmäßig nach Hause.

Nach Materialpflege und Entspannung gab es abends die offizielle Einschreibung zum Marathon und eine Paella-Party. Sehr nett und intim gemacht, aber auch sehr spanisch zeitintensiv. Dafür wurde einem auch alles haarklein erklärt........

Ein kleines Problem stellt die seit einigen Tagen herrschende "Calima" dar, ein aus der Sahara kommender Wüstenwind, der die Luft unheimlich sandig macht, so daß die Sonne kaum durchkommt. So sind die Luftwege andauernd sehr trocken und fühlen sich total verstaubt an. Bei verschärfter Atmung während des Rennens könnte es zu Problemen im Respirationstrakt kommen. Wir werden sehen.

 

11.3.2007: Vier Siege für das Team www.hardi.net!
Beim 3. int. MTB-Marathon auf La Palma konnte unser Team gleich sehr erfolgreich in die neue Saison starten: Martina, Karsten, Manuel und Hardi siegten jeweils deutlich in ihren Klassen (Rennbericht).

 

12.3.2007:
Heute bin ich - leider muß ich es zugeben - etwas matschig. Insbesondere die Nachwirkungen meines Sturzes bei sicher gut 40 Sachen spüre ich heute in Form von Prellungen überdeutlich.

Mein Ärger über den knapp verpassten Podiumsplatz in der Gesamtwertung ist zwischenzeitlich abgeflaut. Obwohl ich technisch sicher im letzten Jahr enorm dazugelernt habe, reicht es eben noch nicht, um bei einheimischen Kurven-Harakiri gegenzuhalten. Und Abfahren gehört beim MTB-Marathon eben dazu. Ich war zwar durchaus schnell und mutig, aber eben nicht superschnell.

Trotzdem scheint mein Übertrainingssyndrom des letzten Jahres vollständig besiegt. Schließlich waren das die allerersten knapp 4 h Vollgas seit vielen Monaten, alles ist gut gegangen und ich habe eine durchaus stabile Leistung auf einigermaßen ansprechendem Niveau abgeliefert. Darauf kann ich aufbauen.

Zwei Stunden leichtes Training auf der Straße gab ich mir doch noch, besuchte Puerto Naos, einen der schönsten Strände auf der Insel und stellte für mich fest, daß auch die Monokulturaufzucht von Bananen verdammt hässlich ist.

Leider herrscht noch immer die Calima.

 

13.3.2007:
Nachdem gestern in aller Frühe Karsten und Manuel den Rückflug angetreten hatten, waren die Hartmänner wieder alleine.

Den Rest der Woche werden wir uns mit Jerome, einen holländischen XC-Racer, zusammentun. Heute war die Calima zu Ende, deshalb war es wolkig, kühl und gegen Ende regnete es sogar heftig.

Wir zogen eine kleine Tour (3 h) mit 1200 Hm durch, an deren Ende die Höhenmetervernichtung mittels eines sensationellen Singletrails ("Alter Königsweg") stand. Viele der sehr engen, steilen Serpentinen waren mir noch zu schwer, doch das meiste bin ich nach einiger Überwindung dann doch gefahren. Für Jerome als Filigrantechniker alles kein Problem, Martina hat leider sehr viel tragen müssen.

 

14.3.2007: absoluter Ruhetag
Heute regnete es immer wieder. Sowohl Martina als auch ich sind nach dem Rennen noch 2 Tage weitergefahren, so daß die Ermüdung eher noch prolongiert wurde. Deshalb ließen wir es uns heute gut gehen, ich kümmerte mich v.a. um die Homepage, die Fotos, die Presse- und PR-Arbeit.

Angeblich bedeutet der Regen das Ende der Calima auf der Insel und das hieße: morgen wieder saubere, klare Luft und wolkenlos! Hoffentlich!

 

15.3.2007:
Wieder einigermaßen schönes Wetter, jedoch erneute Calima! Heute starteten unser Holländer Jerome an dessen letztem Tag, Martina und ich auf einem sehr schönen Uphill zum Hexenfeld, dann etwas Piste entgegen der Marathonweststrecke und dann links hoch zu den neuen Vulkanen. Von dort erstreckt sich ein phantastischer, steiler Lavasand-Singletrail (die Steilheit kommt im Video gar nicht richtig rüber!) mit allen Schwierigkeitsgraden bis hinunter nach Fuencaliente! Da hatten wir wirklich bisher etwas versäumt! Anschließend ging es den supersteilen Lavasandtrail zum Leuchtturm hinunter, den Pass hinauf zurück nach Fuencaliente und heim - allerdings ich wieder über einen Singletrail unterhalb der Straße - phantastisch. Nach 6,5 h war dieser schöne Tag um. Super, super, super!

 

16.3.2007:
Heute startete ich zur Königstour, da es mich ungemein nervte, den Norden und Osten der Insel so wenig gesehen zu haben - inklusive der dortigen Singletrails! Also ging es erstmal in 3.45 h auf den Passo Roque de las Muchachos (2300mNN) - völlig weiß mit Schnee bedeckt, die Kälte und das Glatteis waren auszuhalten. Dann wurden 400 Hm auf der Straße bibbernd vernichtet, dann 1500 Hm Singletrail bis ans Meer, unglaublich!

Zuerst offen, zwar steil, aber guter und trockener Untergrund aus Kiefernnadeln, Waldboden, Wurzeln und Geröll. Dann taten sich Hohlwege im Dschungel auf, oft erodiert, zugewachsen, glitschig..... Ungestürzt, aber von den Dornenpflanzen zerschunden und aufgrund einiger Fast-Bodenproben komplett adrenalinentleert kam ich am Meer an.

Hier war es komplett wolkig und ungemütlich, sah nach Regen aus, ich blieb aber den ganzen Tag verschont. Dann nach St. Cruz und nochmals hinauf auf den Rifugio el Pilar (1500 Hm), der so neblig war, daß ich keine 10m mehr weit sehen konnte. Nach 1200Hm fast völligem Blindsinkflug immer zwischen 60 und 80km/h kam ich im Dunkeln nach 8,5 h in Los Llanos wieder an.

Zitat Karsten: "Essen ist ein Zeichen von Schwäche....": Hallo, habe nur zwei Riegel gegessen und keinen Hungerast bekommen - trotz engagiertem Tempo!

 

17.3.2007: Abschlußtraining und Rückreise
Nach dem gestrigen Hyper-Burnout gab es heute bei stark bewölktem Himmel noch eine kleine Abschiedstour (2 h) auf das Lavaaschefeld (Hexenfeld) über neue, recht steile Wege (1000 Hm). Und dann stürzte ich mich nochmals in den abartigen Downhill, den ich damals mit Karsten zusammen runtergezittert bin!

Diesmal bin ich nur 4x abgestiegen, statt wie damals etwa 10x, obwohl es mittlerweile nieselte und glatt wurde - das Techniktraining mit meinem fliegenden Holländer war einfach 1.Sahne! War richtig geil, bis auf den immer stärker werdenden Regen!!!! (und alleine unvernünftig riskant). Dann packen, Taxi, Abflug, alles lief glatt und nach vielem Rumwuchten in und um Münchner S-Bahnen waren Martina und ich um 2 Uhr nachts im Bett.

 

18.3.2007: Wieder zu Hause
Mittags habe ich 3 h im Sturm, mit dem RR, warm verpackt, in heimischen Gefilden herumgestochert - es ging sogar einigermaßen. In der Rückschau bleibt festzuhalten:

Zwei Wochen sommerliches Traumwetter, in der dritten Woche Calima-Wetterlage (Sandstürme) und etwas Regen, nicht mehr so schön heiß.

Dem Marathon und dem guten Ergebnis dort haben wir sehr viel Bedeutung beigelegt, dabei viele sehr schöne Touren sowohl bergauf als auch auf super Singletrails bergab verpaßt.

Etwas davon habe ich in der 3.Woche mit Jerome nachgeholt, es war zu wenig - aber es macht süchtig!!! Eigentlich sind wir viel zu viel Straße und Piste gedonnert, man hätte für die Technik noch viel mehr profitieren können.

Nächstes Jahr fahren wir einfach an einem Tag den Rennkurs komplett ab und genießen ansonsten diese traumhafte Insel, die Trails bietet wie wohl sonst fast nirgendwo auf der Welt.....

Ciao, Hardi

(alle Fotos)