Aktuelles: Bericht Bulgarien-Rundfahrt (1.-10.9.2001)
1.9.2001:
Anreise, Teil 1
2.9.2001:
Anreise, Teil 2
Schließlich kamen wir nach 17 h Autofahrt um 1 Uhr nachts in Sofia an, zum Hotel ließen wir uns von einem Taxi führen, es ging einfach nicht anders. Wir fielen total kaputt in die Betten, am nächsten Tag sollte um 12 Uhr der Start sein!
3.9.2001: 1.Etappe, Sofia - Troyan, 181km
Die Besetzung war nicht ohne: Amore & Vita, Miche (beides italienische GS-Teams), Lada (Russland), Martigues (Frankreich), Kronenburg (Österreich), Bilal (Rumänien), KED-Bianchi-Team Berlin, Rad-Team Röwert (Dresden), Nationalmannschaften aus der Ukraine, Bulgarien, Jugoslawien und Griechenland. Das Rennen entwickelte sich ob seiner Länge zu einer ganz schönen Sägerei. Nach 25km kamen direkt hintereinander zwei Berge, der erste war mit Scheibe zu fahren, da hatte ich keine Probleme, oben schaute mir aber ein Hühnerbein aus dem Mund (so fühlte ich mich zumindest). Direkt danach kam ein steilerer Anstieg, bei der Tempoverschärfung anläßlich der Bergwertung bekam ich leichte Probleme, in der Abfahrt rollte ich aber in einer größeren Gruppe wieder an das Feld heran. Es folgten laufende Attacken, dazu eine heftige Windkante. Schließlich waren 11 Mann vorne und das Feld rollte mit knapp 6min Rückstand über das Ziel (33.Platz). Ich konnte kaum sitzen vor lauter Schmerzen, denn die Straßen waren - und blieben - alles andere als gut. Trotzdem kam ein 43er-Schnitt zustande.
4.9.2001: 2.Etappe, Troyan -
Razgrad, 216km
Der erste Berg nach 24km war ein Autobahn-Zieherberg, wieder mit dem großen Blatt zu fahren und obwohl heftigst drübergeschmirgelt wurde, hatte ich keine Probleme. Bei km 80 ging ich eine Attacke mit und es entwickelte sich eine gut laufende Gruppe, die mit etwas Vorsprung in den zweiten steilen Berg des Tages einfuhr. In der zweiten Hälfte des Anstiegs - ich fuhr schon am Limit - kamen von hinten der Gelbe und etliche Spitzenfahrer angesaust und sprengten alles. Dann mühte ich mich 20km lang mit einem Dresdner Kollegen, wieder den Anschluß nach vorne zu finden, was schließlich gelang. In dieser Gruppe, aus der sich zwischenzeitlich schon wieder der Gelbe (gewann wieder heute!) und einige andere aufgemacht hatten, wurde in welligem Gelände bei starkem Seitenwind ständig attackiert, angeschlagen wie ich war, hatte ich auf das Äußerste zu kämpfen. Schließlich verpasste ich den großen Schnitt und rollte dann mit einer überwiegend deutschen Gruppe bei starkem Wind und schlechten Straßen noch gut zwei Stunden nach Hause, wir bildeten wenigstens vernünftigerweise eine gute Staffel, waren aber auch alle total fertig und kassierten bis ins Ziel 20min Rückstand (30.Platz, Gesamt-31.). Vom Zustand meines Sitzfleisches mochte ich schon gar nicht mehr sprechen, er verschlechterte sich täglich. Auch mal etwas Lustiges: In einer bulgarischen Zeitung gab es einen großen Artikel über mich als ältesten teilnehmenden Fahrer, allerdings in kyrillischer Schrift.
5.9.2001: 3.Etappe, Razgrad
- Varna, 135km
Man hätte nun meinen müssen, daß es zu acht leichter gegangen wäre. Pustekuchen. Aufgrund des Übergewichts der Ukrainer und zweier Italiener von Miche, führten überhaupt nur 5 Mann, dauernd gab es Abrisse und Uneinigkeiten und schließlich ging bereits 50km vor dem Ziel die Attackiererei los! (Die sind anders im Osten). Ein gewaltiges Hickhack spielte sich ab und so verspielten wir kontinuierlich unseren Vorsprung. Ich wage die These, daß wir bei einem Rennen in Deutschland mit einem guten Vorsprung angekommen wären! Schließlich war alles zerfleddert, alles wurde vom jagenden Hauptfeld geschluckt. Mir passierte dies kurz vor der letzten Bergwertung des Tages, allerdings war es wieder ein Zieher auf der Autobahn bei heftigstem Gegenwind. Obwohl ich total leer war, kam ich gerade noch so mit, obwohl ich schon Sterne sah. Bei der anschließenden Ekelwindkante ging es mir genauso, ich blieb noch dabei. In Varna selbst wurden wir von der Polizei falsch geleitet, wir mußten umkehren, es gab ein großes Tohuwabohu, nur wenige waren richtig abgebogen, diese fünf Rennfahrer wurden gewertet, alles andere wurde ex aequo gesetzt. Gar nicht auszudenken, wenn ich in der Achtergruppe angekommen wäre und dies wäre passiert!
6.9.2001: 4.Etappe, Varna -
Burgas, 134km
Die Unterbringung und das Essen waren wie die gesamte Organisation recht gut hier, trotz der oft sichtbaren großen Armut in diesem Land. Beim Essen hätte man sich manchmal weniger Fleisch, dafür mehr Kohlenhydrate gewünscht, aber irgendwie ging das immer. Der allgegenwärtige Schafskäse war jedenfalls sehr lecker!
7.9.2001: 5.Etappe: Burgas - Stara Zagora, 180km
Wieder war ich etwas eingeklemmt und ein bißchen weit hinten gewesen, so fand ich mich in der Verfolgergruppe wieder. Hier wurde eine gute Staffel gefahren und ich mußte nur durchrollen, denn vorne waren einige aus meiner Mannschaft, eine sehr bequeme Position. Trotzdem mußte ich böse um mich schlagen, um überhaupt in der Staffel zu bleiben, denn hinten an der Kante tat es viel zu weh, da hat es sogar unseren Spitzenfahrer Udo Müller weggeweht! Weil sich die 16 Mann vorne trotz ihres Vorsprungs (1.45 min max.) ständig zu zerlegen suchten (die sind anders im Osten!), fanden wir Anschluß, aber sofort gab es die Konterattacke, jetzt zerbröselte wieder alles. Auf einmal fand ich mich in der dritten Gruppe wieder! Voller Wut zog ich mit allem was ich hatte durch und kam wieder in die zweite Gruppe zurück, vorne waren 17 Mann. Im Spurt um den 18. Platz (jeden Tag gab es 25 Preise) fuhr ich bei knapp einem Kilometer vor dem Lappen ab, der Gegensturm und die ewig ansteigende Zielgerade töteten mich aber und so wurde ich wieder aufgesaugt (39.Platz, Gesamt-39.). Das war heute so richtig hartes Männerradfahren für Fortgeschrittene.
8.9.2001: 6.Etappe, Stara Zagora
- Pavel Banya, 164km
Dann tat sich ein 17km langer Pass mit 1100 Hm, anfangs mit dem Blatt zu fahren, später steiler, auf. Mit Beginn der ersten steilen Serpentine war das Feld sortiert und ich fand mich in einem ansehnlichen Grupetto wieder, fuhr meinen Rhythmus. In der Abfahrt ließ ich es etwas rollen, ein Österreicher und ein Rumäne klinkten noch ein und zu dritt rollten wir einige Versprengte auf, kämpften noch die letzten 20km gegen den heftigen Wind. Trotzdem gab es 17.40 min auf die Backe (51.Platz, Gesamt-41.).
9.9.2001: 7. und letzte Etappe,
Pavel Banya - Sofia, 181km
Die erste Bergwertung bei km 70 war ein wirklich ewig langer Zieher, an dem viele abfielen, ich konnte zu meiner eigenen Überraschung dabeibleiben, obwohl ich dabei fast gestorben wäre! Beim zweiten Berg bei km 120 hat es mich dann aber aufgestellt, ich landete in der zweiten Hälfte des Feldes, vorne fuhren 38 Mann. Wir donnerten mit Zug und Tempo in einer ordentlichen Staffel nach Sofia hinein, bekamen trotzdem 9.40 min auf die Backe (39. Platz). Insgesamt bin ich bei dieser Bulgarien-Rundfahrt auf dem 42.Platz gelandet und habe sehr hart kämpfen müssen. Ich hatte eine ordentliche, wenn auch nicht überragende Form nach meiner Pause und war eigentlich recht zufrieden, besonders über meinen Ritt über 80km auf der dritten Etappe.
10.9.2001: Rückreise
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